Bestimmte bioidentische Hormone, wie bspw. Östriol oder Progesteron, können vor Krebs schützen und bei Krebserkrankungen eingesetzt werden.

Hormone leisten Teamarbeit
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Bei einer Hormontherapie denken die meisten an synthetische Hormone. Der feine Unterschied liegt jedoch in der wunderbaren, bei richtiger Anwendung sicheren und vitalisierenden Applikation von naturidentischen Hormonen. Naturidentische Hormone entstehen genau wie synthetische Hormone im Labor. Trotzdem wirken sie wie unsere natürlich im Körper vorkommenden Hormone!
Vor über einem Jahr hat Ihnen meine gynäkologische Kollegin, Frau Dr. Faust-Albrecht, bereits die Bedeutung von bioidentischem Progesteron vorgestellt. Bei vielen Frauenkrankheiten reicht die alleinige Ergänzung mit Progesteron, um den Östrogenüberschuss auszugleichen. Bei Krebserkrankungen geht es um mehr. Das Krebswachstum darf auf keinen Fall angeregt, sondern muss gebremst werden. Die Metastasenbildung muss verhindert werden. Die schulmedizinischen Therapien dürfen nicht gestört werden, dabei soll aber die Lebensqualität verbessert werden. Nur durch eingehende Voruntersuchungen und gewissenhafte Kontrollen durch einen Arzt, der sich mit der bioidentischen Hormontherapie vertraut gemacht hat, gelingt es, das Hormongleichgewicht wiederherzustellen. Denn Hormone leisten Teamarbeit!
Im Folgenden möchte ich Ihnen erklären, wie Sie sich dieses Zusammenspiel der Hormone vorstellen müssen.
Naturidentische versus synthetische Hormone
Naturidentische Hormone

Diosgenin aus Yamswurzel oder Soja
Ursprung der bioidentischen Hormone ist – genau wie bei vielen synthetischen Hormonen – das „Diosgenin“, welches aus der mexikanischen wilden Yamswurzel oder Soja gewonnen wird. Es ist eine Vorstufe, aus dem Hormone labortechnisch hergestellt werden können, indem durch Veränderung lediglich einer chemischen OH-Gruppe z.B. folgende Steroidhormone hergestellt werden: Pregnenolon, Progesteron, Testosteron, DHEA, 17ß-Estradiol (systemisch wirksam) und 17a-Estradiol mit lokaler Hautwirkung…und Cortisol!
Naturidentisch bedeutet, dass das Hormon exakt in der molekularen Struktur hergestellt wird, in welcher es auch vom menschlichen Organismus produziert wird.
Naturidentische/bioidentische Hormone haben dieselbe/identische Strukturformel wie die körpereigenen Hormone und sind somit Hormone!
Naturidentische Hormone sind bis auf einige Standardverordnungen nicht in einer üblichen Apotheke verfügbar und müssen als sog. Magistralrezeptur individuell hergestellt werden (Adressen siehe unten).
Synthetische Hormone
Synthetische Hormone sind Östrogene und Gestagene in chemisch veränderter Form und sind somit „Medikamente mit hormon-ähnlicher Wirkung“ – und keine Hormone!
Drei verschiedene Östrogene und Progesteron

Progesteron
Die Definition und Kenntnis der verschiedenen Östrogene und des Progesterons ist insbesondere für die Anwendung bei Krebserkrankungen wichtig: Es existieren drei bekannte Östrogenformen mit jeweils unterschiedlichen Funktionen und Wirkungen:
- Östron = Estron (E1)
- Östrogen = Estradiol (E2)
- Östriol = Estriol (E3).
Estradiol ist das bekannteste und (vermeintlich!) wichtigste Östrogen- allerdings sind seine zellvermehrenden Eigenschaften innerhalb der Krebstherapie unbedingt zu beachten!
Progesteron = Progesteron. Ich empfehle die Verwendung des Begriffs „Gestagen“ nur für das synthetische Progesteron.
Wann eine Hormonsubstitution empfehlenswert ist
Eine Hormonsubstitution wird heute bei den unterschiedlichsten Erkrankungen und Beschwerden eingesetzt. Hier einige Bespiele:
- Schilddrüsenunterfunktion
- Menopause-bedingter Verlust von Östrogen und Progesteron
- Ungleichgewichte der Botenstoffe im Gehirn (Neurotransmitter)
- Kinderwunschbehandlung
- Burn-out
- Fibromyalgie
- Multiple Sklerose
- Depression
- Panikattacken
- Gelenkbeschwerden
- …und insbesondere bei Krebserkrankungen.
Neueste Erkenntnisse zeigen, dass immer mehr Krebserkrankungen durch hormonelle Ungleichgewichte getriggert oder sogar verursacht werden. So zeigen erste Tumor-Rezeptormessungen, dass ca. 20-30% der Darm-, Bauchspeicheldrüsen- und Eierstock-Karzinome Östrogenrezeptoren tragen und Her2neu+ sind. Somit müssen hormonelle Ungleichgewichte, wie eine Östrogendominanz und ein Progesteronmangel, bei einem Krebsgeschehen ausgeglichen werden.
Hier ist eine Unterscheidung in naturidentische und synthetische Hormone noch gewissenhafter zu beachten!
Einer guten Therapie geht eine gewissenhafte Untersuchung voraus!
Ein gezielter Ausgleich mehrerer Hormonmangelzustände ist nur möglich, wenn alle fehlenden Hormone in der entsprechenden und angemessenen Dosis gleichzeitig ersetzt werden, denn, wie ich oben schon sagte,
Hormone leisten Teamarbeit!
Dazu gehört auch die entsprechende Diagnostik, welche zu Beginn einen Überblick gibt.
Welche Hormone gemessen werden
Um die Zusammenhänge im Körper verstehen zu können, ist die Messung folgender Hormone im Blut empfehlenswert:
- Progesteron, DHEA, Testosteron, Östron (E1), Östradiol (E2), Östriol (E3).
- Zusätzlich empfehle ich die Messung des Cortisoltagesprofils im Speichel.
- Zur exakten Beurteilung der Verhältnisse ist die gleichzeitige Bestimmung der Hypohysenhormone FSH und LH empfehlenswert.

Hormonsynthese
Hormonbestimmung in Blut, Urin oder Speichel?
Die drei Diagnostikmöglichkeiten: Untersuchung der Hormone im Blut und Untersuchung der Hormone im Speichel sowie die 24-Stunden-Urin-Sammlung geben jeweils unterschiedliche Antworten. Somit sind natürlich auch die Fragestellungen jeweils unterschiedliche.
Blutentnahme

Blutentnahme © Klaus Eppele, Fotolia.com
Verschiedene Hormone, wie zum Beispiel die Schilddrüsenhormone oder das körpereigene Cortisol haben ihre morgendlichen Ausschüttungsspitzen. Erfolgt nun in diesem Zeitraum die Blutentnahme, spiegelt diese die gut gesättigten Hormonwerte genau dieser Uhrzeit wieder. Andere Hormone, wie z.B. das Melatonin, haben ihre Spitzenausschüttungen zu nächtlichen Uhrzeiten und werden bei der morgendlichen Blutentnahme nicht mit dargestellt.
Die Blutuntersuchung liefert also die Antwort auf die Frage: „Wie ist die Hormonversorgung zu einem bestimmten Zeitpunkt?“ Ausnahme sind einige langsamer reagierende Hormonwerte, wie z.B. der des Östrons (E3) und DHEA-S, welche eher eine Auskunft über die Hormonversorgung der letzten Wochen ergeben und tageszeitenunabhängig sind.
Speicheldiagnostik

Speicheltest © benik.at, Fotolia.com
Die Speicheldiagnostik hat den klaren Unterschied zur Blutdiagnostik, dass sie noch genauere Hormonwerte ergibt, da im Speichel das Hormon im Gegensatz zum Blut ohne Trägermolekül vorliegt. Bei der Blutuntersuchung wird immer das Trägermolekül mitbestimmt und ergibt so eine gewisse Ungenauigkeit. Genau wie Blut zeigt die Speicheluntersuchung ebenfalls den genauen Hormonwert im Körper zum Abgabezeitpunkt auf.
Da eine Speichelabgabe in ein Röhrchen wesentlich einfacher und weniger invasiv als eine Blutentnahme ist, eignet sich die Speicheldiagnostik auch für sogenannte Tagesprofile, wo der Hormonwert mitsamt seinen physiologischen oder pathologischen Schwankungen an bis zu acht Zeitpunkten des Tages bestimmt werden kann.
Ich führe den Speicheltest nur für eine Anfangsdiagnostik durch, da sich unter Substitutionstherapie die gegebenen Hormone in den Speicheldrüsen anreichern und dann bei erneuter Kontrolle bis zu absurd erhöhte Werte angezeigt werden. Um vergleichbare Werte von der Ausgangsdiagnostik bis hin zur Erfolgskontrolle zu erstellen, empfehle ich also bereits für den 1. Wert die Serumdarstellung im Blut. Diese dienen dabei als Vergleichs- und Ausgangswerte für die weiteren Kontrollen zur Beurteilung der Wirksamkeit der Therapie. Lediglich das Cortisol-Tagesprofil und die nächtliche Melatonindarstellung führe ich im Speichel durch.
Die 24-Stunden-Urin-Sammlung
Die Sammlung des Urins über 24 Stunden liefert eine durchschnittliche Aussage über die Versorgung des Körpers über einen ganzen Tag hinweg und somit auch die Antwort, ob die Versorgung im Durchschnittswert für den Körper überhaupt ausreicht. Es werden hauptsächlich Hormonabbauprodukte (Metabolite), die über den Harn ausgeschieden werden, bestimmt- und nicht die Hormone selbst! Atypische Abbauverläufe, z.B. bei hartnäckigem Progesteronmangel, können damit erkannt werden.
Voruntersuchungen
Vor Beginn der Hormonkombinationstherapie sollten folgende Untersuchungen durchgeführt werden, um auszuschließen, dass in ein unerkanntes Krebsgeschehen hinein behandelt und ein östrogenabhängiger Tumor mit einer Östrogengabe ggf. getriggert wird:
- Gynäkologische Untersuchung von Brust und Unterleib einschließlich Ultraschalluntersuchung
- 2-16-OH-Östrogen-Bestimmung im Urin (siehe unten)
- Mammografie oder Ultraschalluntersuchung der Brust
- Knochendichtemessung: Eine Knochendichtemessung dient bei Östrogenmangel bzw. dessen Substitution als Verlaufsparameter zur Erfolgsmessung. Nicht selten ist auch bereits mit einer knochenaufbauenden Therapie, z.B. mit Bisphosphonaten, begonnen worden, der ursächliche Östrogenmangel blieb jedoch unbeachtet oder wurde durch ein synthetisches Östrogenpflaster behandelt.
- Tumormarker: Bei einer bereits bestehenden Krebserkrankung gehört auch die Untersuchung der Tumormarker mit zu den gebotenen Voruntersuchungen.
Bioidentische Hormontherapie
Oft hat der Mangelzustand mehr „Nebenwirkungen“ als die Therapie!
Eine bioidentische Hormonersatztherapie, bei der lediglich Mängel körpereigener Hormone ausgeglichen werden, ist nahezu nebenwirkungsfrei, bzw. gleicht die Nebenwirkungen des Mangels sogar aus! Lediglich bei vorausgegangenen oder bestehenden hormonabhängigen Tumorerkrankungen, wie Gebärmutter- und Brustkrebs, einer Thromboseneigung und familiären – insbesondere östrogenabhängigen- Tumorhäufungen, ist Vorsicht geboten. Auf keinen Fall sollte ein unreflektierter Einsatz von (synthetischen) Hormonen erfolgen, z.B. zur „allgemeinen Osteoporoseprophylaxe“.
Sollten verschiedene Hormone ersetzt werden, müssen diese in regelmäßigen Abständen, z.B. 1/4-jährlich, im Blut kontrolliert werden. Damit wird sichergestellt, dass sich alle Hormone in dem angestrebten Bereich befinden.
Pregnenolon und Progesteron bilden das Fundament der Behandlung

Progesteroncreme
In der onkologischen Therapie ist Progesteron mit bei den allerersten Verordnungen! Die Stimulation des Progesteronrezeptors fördert den natürlichen (gewünschten) Zelltod und wirkt immunmodulierend:
Klinisch reagieren Pankreas-Krebs-Patientinnen mit einer deutlichen Steigerung der Lebensqualität bei Gabe von bioidentischem Progesteron.
Progesteron ist ein natürlicher Aromatasehemmer. Das Enzym Aromatase ist zuständig für die Umwandlung von Testosteron in Östrogen. Progesteron ist, z.B. bei Östrogendominanz, als Gegenspieler zum Östrogen zu betrachten.
Naturidentisches Progesteron darf nicht mit synthetischen Progestinen bzw. synthetischen Gestagenen verwechselt werden.
Ich beginne die Therapie meist mit 30 mg Progesteroncreme zur Nacht. Beim Ersttermin bestimme ich jedoch auch die Vorstufe des Progesterons, das Pregnenolone, mit. Sollte dieser Wert ebenfalls erniedrigt sein, sollten wir kein Haus ohne Fundament bauen! Die Vorstufe Pregnenolon kann, dann z.B. mit 50 mg transdermal, dazu genommen werden.
„Progesteron ist reine Energie”!
Und das stimmt! Fatiguepatienten (und in anderen Fällen sind es die sog. Burn-out-Patientinnen) reagieren wie ein aus der Asche aufstehender Phönix auf die abendliche transdermale Gabe von 30 mg Progesteron.
Cortisol
Der bei einer erhöhten Produktion des „Stresshormons“ Cortisol entstehende Progesteronmangel kann einen Substitutionserfolg mit Progesteron vereiteln. Dann muss zunächst die Nebennierenfunktion pflanzlich gestärkt oder durch die direkte Gabe eines naturidentischen Cortisols substituiert werden. Dies ist bei erschöpften und Tumorpatienten sehr häufig der Fall und sollte unbedingt beachtet werden.
Testosteron
Naturidentisches Testosteron setze ich oft als „Booster“ zu Therapiebeginn ein. Über 1-2 Monate gegeben trägt es entscheidend zum Wohlbefinden und zur geistigen Stärkung bzw. Stabilität bei. Geistige Unentschiedenheit, Grübeln, Libidoverlust und Muskelabbau sind dafür Indikationen. Als Vorstufe von Östrogen muss es in der onkologischen Therapie mit Vorsicht eingesetzt werden.
DHEA

Bauchfett
Das Hormon DHEA (Dehydroepiandrosteron) hat einen anabolen Charakter und ist die Vorstufe von Testosteron und Östrogen. So ist zum Beispiel bei der so gefürchteten Zunahme des Bauchumfanges immer ein DHEA-Mangel laborchemisch nachweisbar. Bei Mangel kann also eine katabole Stoffwechsellage überwiegen.
Ferner hemmt DHEA den anaeroben Stoffwechsel einer Tumorzelle. Im Tierversuch konnte in der Gruppe der DHEA-substituierten Tiere eine reduzierte Tumorentstehung in 35% der Fälle gezeigt werden!
Körpereigene und Umweltöstrogene können ein Krebswachstum auslösen und fördern
Hormonelle Dysbalancen im Sinne einer Östrogendominanz können eine Tumorentstehung triggern. Diese wird z. B. durch die aus Umweltbelastungen stammenden Xenoöstrogene sowie durch eine immer früher einsetzende Pilleneinnahme mit synthetischen Östrogenen verursacht. Fettzellen produzieren ebenso Östrogene. Führt so die Summe aus Xenoöstrogenen, Pilleneinnahme und Gewichtszunahme gegebenenfalls bereits zu einer Triggerung der Tumorentstehung? Noch gibt es keine ausreichenden Untersuchungen dazu, aber die Wahrscheinlichkeit ist hoch.
Progesteron- und Östrogengehalt im Körper sind vorstellbar wie ein Gleichgewicht aus Yin und Yang.
Die Östrogenrezeptoren ERα und ERβ

Rezeptoren ©fotoliaxrender, Fotolia.com
Der Östrogenrezeptor teilt sich in zwei Unterrezeptoren: den Östrogen-α- sowie den Östrogen-ß-Rezeptor. Die Östrogenrezeptoren werden durch Östrogen (E2) aktiviert. Östrogene sind nicht primär karzinogen, werden es aber, wenn
- Der Östrogen-ß-Rezeptor niedrig ist oder fehlt,
- Die kontrollierende Wirkung des Progesterons fehlt,
- Der Östrogenstoffwechsel gestört ist,
- Umweltöstrogene den Östrogen-ß-Rezeptor (ERß) besetzen.
- Krebs ist meist verbunden mit der Aktivierung von ERα. Die Stimulation bzw. Besetzung des Östrogen-α-Rezeptors wirkt potenziell krebsauslösend.
- Doch es gibt auch schützendes Östrogen: das Östriol (E3).
Das schützende Östrogen, Östriol
1960 zeigte Harry Lemon bereits, dass Frauen, die mehr Östriol (E3) im Urin hatten, nach Brust-OP länger überlebten: Östriol (E3) bindet an ERß und wirkt somit anti-kanzerogen. Wenn also mehr Östriol (E3) im Körper vorhanden ist als Östradiol (E2) und Östron (E1), dann besetzt es die ERß-Rezeptoren und wirkt somit krebsprotektiv.
Jod stimuliert die Bildung von Östriol (E3) und kann z.B. in Form von Lugol´scher Lösung direkt lokal auf die Brust gegeben werden,
Phytoöstrogene binden überwiegend an den ERß-Rezeptor und sind somit eigentlich Anti-Östrogene. Phytoöstrogene wie Soja binden nicht am gleichen Rezeptor wie Tamoxifen, welches hauptsächlich am ERα-Rezeptor abbindet
Die Hormonersatztherapie (HRT) mit synthetischen Hormonen erhöht den Östrogen-α-Rezeptor. Die herkömmlichen synthetischen Hormonpräparate, die gemeinhin verwendet werden, enthalten kein Östriol (E3) und haben daher eine potenziell kanzerogene Wirkung. Dies gilt nicht für die individuell herstellbaren naturidentischen Hormone!
Östrogenabbauprodukte (Metaboliten)
Neben der Entdeckung der Östrogen-Rezeptoren spielen auch die Östrogen-Abbauprodukte eine wichtige Rolle. Als Östrogen-Metaboliten gelten das
- 2-Hydroxy-Östron,
- 4- Hydroxy-Östron,
- 16-Hydroxy-Östron sowie das
- 2-Methyl-Östron,
- 4- Methyl-Östron,
- 16- Methyl-Östron.
Die 2-OH-Metaboliten besitzen kein nennenswertes östrogenes bzw. zellvermehrendes Potential. Die 16-Hydroxy-Östron-Formen haben jedoch ein starkes Östrogenpotenzial und gelten als direkt krebsauslösend. Auch die 4-Hydroxy-Östrone besitzen ausgeprägte östrogene und tumorauslösende Eigenschaften. Östrogen als Estradiol (E2) ist grundsätzlich als ein proliferationsförderndes Hormon zu betrachten – bis hin zur Tumorentstehung. Seit etlichen Jahren wird bei der Frau die Diagnostik der Abbauformen von körpereigenen Östrogenen im Labor angeboten. Dabei werden im 24-h-Urin die unterschiedlichen Östrogen-Abbauformen bestimmt.
Wir orientieren uns dann an dem Quotienten aus 2-Hydroxy- und 16-Hydroxy-Abbauformen, welcher einen Mindestwert von 1,25 erreichen sollte.
Frauen haben durch eine erniedrigte 2-16-OH-Ratio ein erhöhtes Brustkrebs-Risiko! Je höher die 2-16-OH-Ratio ist, desto besser ist das anti-karzinogene Potential.
Pflanzen fördern die „guten“ Östrogenrezeptoren
Pflanzen helfen beim „Positiv-Tuning“ der Östrogenabbauformen und fördern die „guten“ Östrogenrezeptoren:
-
Kohl
Indol-3-Carbinol: Das Indol-3-Carbinol ist enthalten in Kohlsorten und mit höchster Konzentration im Broccoli. Es wirkt im Östrogenmetabolismus reduzierend auf die Bildung der direkt krebserregend wirkenden 16-Hydroxy-Östron-Formen. Es verbessert somit die als Marker dienende 2-16-OH-Ratio. Indol-3-Carbinol reduziert den Östrogen-α-Rezeptor und eignet sich für die Therapie aller östrogenabhängigen Tumore!
- Chrysin mit Bioperin (Pfeffer): Das Chrysin ist ein Wirkstoff aus der Passionsblume und gilt als ein natürlicher Aromatasehemmer. Das Enzym Aromatase ist zuständig für die Umwandlung von Testosteron in Östrogen. Ein Aromatsehemmer vermindert diese Umwandlung und reduziert das Östrogen.
-
Rotklee
- Fermentiertes Soja ist fast so effektiv wie Tamoxifen: Durch ihre Bindungsaffinität an zwei verschiedenen Rezeptoren können Soja und Tamoxifen synergistisch eingesetzt werden.
In der Substitutionstherapie mit bioidentischen Hormonen im Bereich der Menopause-Beschwerden verwende ich Phytoöstrogene wie Soja und Rotklee fast gar nicht- habe ich doch die direkten Hormone zur Verfügung, die sehr zielgerichtet an den richtigen bzw. natürlichen Rezeptor binden. Warum dann „hormonähnlich“-wirkende Substanzen verwenden?
In der onkologischen Therapie sieht das anders aus: Phytoöstrogene werden bei Östrogen-α-Rezeptor positiven Tumoren zur gewünschten Vermehrung der Östrogen-β-Rezeptoren verwendet. Sie binden vorwiegend an den Östrogen-ß-Rezeptor und blockieren diese für das vorhandene körpereigene Östradiol (E2) und wirken damit anti-kanzerogen.
Nicht zu vergessen, dass es durchaus sinnvoll ist, mit der geeigneten Ernährung die “guten” Östrogenrezeptoren zu fördern. Dazu finden Sie in diesem Webmagazin immer wieder Hinweise.
Ein Patientenbeispiel mit Mamma-Ca

Brustkrebs © goa novi, Fotolia.com
Frau F. aus München, 46 Jahre alt und prämenopausal, hatte einen Knoten in der rechten Brust getastet. Durch eine Biopsie wurde ein Östrogen- und Progesteron- Rezeptor positiver Tumor nachgewiesen. Die Brust wurde brusterhaltend operiert. Eine Chemotherapie kommt für sie auf keinen Fall in Frage. Auch eine Strahlentherapie und die übliche Anti-Hormontherapie lehnt sie ab.
Sie beginnt mit 30 mg Progesteroncreme und 1,0 mg/g Estriolcreme transdermal zur Verdrängung des Östradiol (E2) durch Estriol (E3) am ERα-Rezeptor. Zur Förderung der ERß-Rezeptoren erhält Frau F. fermentiertes Soja, z.B. Tegaran®.
Im Rahmen der postoperativen Zusatzuntersuchungen wurden Metastasen in zwei Brustwirbeln festgestellt. Sie werden mit einer kombinierten Artesunate- und Curcuma-Infusionstherapie behandelt.
Frau F. ist seit 2 Jahren stabil und ohne Lokalrezidiv. Natürlich müssen die Tumormarker und der Lokalbefund stetig beobachtet werden.
Einige Fakten zusammengefasst
- Die Behandlung mit bioidentischen Hormonen ist eine sinnvolle Therapiestrategie.
- Östriol (E3) hat eine onko-protektive Wirkung bei Brustkrebs.
- Progesteron ist ein natürlicher Apoptoseförderer und bei Brust-, Pankreas- und Colon-Krebs insbesondere zum Ausgleich gegen eine Östrogendominanz einsetzbar.
- Progesteron ist ein natürlicher Aromatasehemmer und ebenso bei Brust-, Pankreas- und Dickdarm-Krebs einsetzbar.
- Substanzen, welche am Östrogen-ß-Rezeptor binden, gelten als anti-östrogen, regulieren die Immunität und eliminieren Krebszellen.
- Melatonin kann den Östrogenbedarf des Körpers um 2/3 reduzieren.
Naturidentische Hormone als individualisierte Rezeptur

Progesteron aus der Pumpflasche
Naturidentische Hormone als individualisierte Rezeptur sind nicht in jeder Apotheke zu erwerben. Die Apotheke muss sich zu einem gewissen Maß darauf spezialisiert haben, die Rezeptur herstellen zu können. Ferner muss sie die Rohstoffe in möglichst hochwertiger Form vorrätig halten.
Auch Cremegrundlage ist nicht gleich Cremegrundlage: Die Rezeptur sollte möglichst in eine sog. Pumpflasche abgefüllt sein. Denn 1 Hub aus der Pumpflasche entspricht einem Gramm der Rezeptur. Wenn Sie so dosieren, können Sie sich optimal mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin über die verwendete Dosiermenge austauschen und ggf. erhöhen oder reduzieren. Das ist bei Cremetuben und wechselnden Messlöffelgrößen kaum möglich. Fragen Sie den Apotheker!
Die Rezeptur ist immer mit Ihrem Arzt abzustimmen. Wenn Sie keinen Therapeuten für bioidentische Hormontherapie kennen, fragen Sie in den unten stehenden Apotheken nach. Meistens können die Ihnen einen erfahrenen Therapeuten in Ihrer Wohnortnähe nennen.
Apotheken, die bioidentische Hormone für meine Patientinnen herstellen
in alphabetischer Reihenfolge:

Individualherstellung
Arnika Apotheke am Herkomerplatz, Oberföhringer Str. 2, 81679 München, Ansprechpartnerin Frau Dr. Herzog, Tel. 089 / 99 83 73 63
Klösterl Apotheke, Waltherstraße 32a, 80337 München, Ansprechpartner Dr. Schlett, Tel.: 089 54343211
Receptura-Apotheke, Altenhöferallee 5, 60438 Frankfurt am Main, Ansprechpartner Herr P. Cornelius,Tel.:069 92880300
Rondell-Apotheke, Isenschmidstraße 19 am Theodolindenplatz, 81545 München-Harlaching, Ansprechpartnerin Frau Sonja Michalke, Tel.:089- 3090860
West Apotheke, Heimstättenstraße 34, 82256 Fürstenfeldbruck, Ansprechpartner Apotheker Manfred Weyerer, Tel.:08141- 12375
Über die Autorin
Dr. Elke Schwesig-Seebach war nach dem Medizinstudium und den ersten medizinischen Jahren in Hamburg als Beraterin für verschiedene medizinische Unternehmen tätig. Ständige Weiterbildungen in schulmedizinischen (Schwerpunkt Endokrinologie und Immunologie) und naturheilkundlichen (TCM, Naturheilkunde, Applied Kinesiology) Verfahren. Seit 2006 ist sie niedergelassen in eigener Praxisklinik mit den Schwerpunkten Komplementäre Endokrinologie, Immunologie und Onkologie. Seit über 10 Jahren widmet sie sich bereits der Diagnostik und Therapie mit naturidentischen Hormonen. Sie hat gerade ein Buch verfasst, das in Druck ist und im Frühjahr 2015 erscheinen wird: “Integrative Medizin – Ganzheitliche Onkologie”.
Kontakt
Dr. med. Elke Schwesig-Seebach
Dachauer Str. 9
80335 München
Email: info@duale-medizin.de
www.duale-medizin.de
Kommentar der Redaktion
Die bioidentische Hormontherapie ist unter Frauenärzten ähnlich umstritten wie die Hormonersatztherapie mit synthetischen Hormonen in den Wechseljahren. Besonders bei hormonsensiblen Krebserkrankungen besteht die Befürchtung, dass jegliche Hormontherapie das Tumorwachstum fördern könnte. Außerdem wird vermutet, dass die Therapie mit natürlichem Progesteron nicht ausreichend sein könnte, um die Schleimhaut in der Gebärmutter richtig umzuwandeln. Das ist aber nötig, damit die körpereigenen oder zugeführten Östrogene nicht die Gebärmutterschleimhaut zu hoch aufbauen und einem Krebs der Gebärmutter Vorschub leisten könnten, wie man das als Nebenwirkung der Östradiol- oder Tamoxifentherapie kennt.
Die großen internationalen Studien zur Hormontherapie in den Wechseljahren zeigten eine Zunahme des Brustkrebsrisikos, wenn Östrogene und synthetische Gestagene verabreicht wurden. Dass dabei die Art des Gestagens eine Rolle spielen dürfte, legt eine französische Kohortenstudie nahe: Über die Dauer von fünf Jahren hat sich die Kombination von transdermalem Estradiol mit Progesteron als nachweislich sicherer erwiesen als die Verbindung von oralen Estrogenen mit synthetischen Gestagenen.
Wissenschaftlich untermauert wird der unterschiedliche Einfluss auf das Brustepithel durch Studien am renommierten Karolinska-Institut in Stockholm: In vitro und in vivo vermindert Progesteron proliferative Effekte von Estrogenen auf das Brustgewebe.
Studien zur bioidentischen Hormontherapie bei Krebs liegen nicht vor. Dabei werden individuell sehr niedrige und natürliche Hormone verabreicht. Frauen, die sich für diese Therapie entscheiden, sollten aber wissen, dass sie diese Therapie nur unter ständiger Betreuung durch einen mit dieser Methode vertrauten Arzt machen sollten. Eine Eigentherapie „auf gut Glück“ und „nach Gefühl“ sollte auf jeden Fall unterbleiben.
Dieser Artikel über naturidentische Hormontherapie soll Frauen mit und ohne Krebs helfen, sich im Hormon-Dschungel zurechtzufinden. Bisher gibt es noch zu wenige Ärzte, die mit dieser Therapie vertraut sind. Die Autorin des Artikels bietet deshalb Seminare an. Die NATUM, eine Arbeitsgemeinschaft der deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, wird im April ein Ausbildungswochenende ausschließlich für Frauenärzte in der Nähe von München durchführen. Frau Dr. Faust-Albrecht, deren Artikel über bioidentische Progesterontherapie Sie in diesem Webmagazin lesen können, wird ihn zusammen mit mir gestalten. Wenn Sie Ihren Frauenarzt motivieren wollen, sich mit der bioidentischen Hormontherapie auseinanderzusetzen, drucken Sie ihm doch einfach diesen Artikel aus oder die Flyer zu den Veranstaltungen.
Buchempfehlung der Redaktion
Natürliche Hormontherapie.
Alles Wissenswerte über Hormone, die Ihre Gesundheit ins Gleichgewicht bringen
Endlich gibt es seit 2014 eine überarbeitet Auflage dieses Hormonbuches von 2010 „Natürliche Hormontherapie. Alles Wissenswerte über Hormone, die Ihre Gesundheit ins Gleichgewicht bringen“. Es wurde von einer Ärztin, Dr. med. Annelie Scheuernstuhl, und einer Heilpraktikerin, Anne Hild, geschrieben, die sich seit Jahren in ihren Praxen mit der natürlichen Hormontherapie beschäftigen. Interessanterweise sind beide zusätzlich in Naturheilverfahren, bzw. klassischer Homöopathie ausgebildet. Sie wissen also, dass es in der Regel nicht damit getan ist, bei Hormonstörungen nur ein bestimmtes Hormon zu geben, egal ob synthetisch oder natürlich. Sondern es ist wichtig, dass auch die Ursachen der Hormonstörungen herausgefunden werden. Dann kann sich der Körper mit Hilfe eines geänderten Lebensstils, Vitalstoffergänzung, Pflanzenheilkunde oder Homöopathie bald wieder selber regulieren.
Natürlich ist das Hauptthema dieses Buches, die Leserin mit ihren Hormonen und deren Störungen bekannt zu machen. Das gelingt den Autorinnen sachlich richtig und so anschaulich und mit vielen Praxisbeispielen, dass man beim ersten Mal gar nicht mit dem Lesen aufhören will. An vielen Frauenkrankheiten wird demonstriert, wie sie möglicherweise durch ein Hormonungleichgewicht entstehen und mit welchen Hormongaben sie gebessert werden können.
Wundern Sie sich aber nicht, wenn Sie das Buch lesen und Ihnen die Hormonbestimmung aus dem Speichel empfohlen wird. Wie Sie wissen, sind die Ärztinnen, die in diesem Webmagazin über natürliche Hormontherapie geschrieben haben, Frau Dr. Faust-Albrecht und Frau Dr. Schwesig- Seebach, ebenso wie ich da anderer Meinung. Aber Sie sollten ja sowieso nicht eine Hormontherapie auf eigene Faust machen. Also erweitern Sie Ihr Körper- und Hormonwissen mit diesem Buch und reden Sie dann mit Ihrem Frauenarzt.
Wenn Sie Fragen oder Anregungen zur bioidentischen Hormontherapie haben, dann schreiben Sie doch einen Kommentar!